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MARCH
2011
Handwerker
Berufe
(craftsman
occupations)
Banater
Handwerker Berufe in den Jahren 1790-1944
und
Geschicklichkeiten der Donauschwaben
von
Catherine Grosskopf
Forwarded by
American Aid Society, Chicago
Ausser den Bauern gab es in den
Banater Dörfern viele Handwerker,
die nötig waren für das Auskommen einer Gemeinde.
Meistens hatten die Handwerker ausser ihrem Beruf,
etwas Feld nebenbei, das sie selbst verarbeiteten für den
Eigenverbrauch. Ein Gemüsegarten gehörte zu jedem Haus.
Zugegen waren folgende Handwerker:
*Bäcker-Zucker-backer,
Bildhauer, Dreher, Buchbinder, Buchdrucker, Bürstenbinder,
Drechsler, Färber, Fassbinder, Fleischhauer, Gerber,
Glaser, Goldschmied, Huf & Wagenschmied, Hutmacher, Kammacher,
Kepernikschneider, Klempner, Korbmacher,
Kürschner, Lebzelter Konditor, Mantelschneider, Maurer, Maschinenschlosser, Mechaniker, Müller, Pelzschneider,
Pantoffelmacher, Rasierer-Friseur, Rauchfangkehrer, Riemer,
Sattler, Schnappsbrenner, Schmied, Schneider/ rinnen,
Spengler, Schuhmacher, Seifensieder, Seiler, Siebmacher,
Steinmetz, Stiefelmacher, Tapezierer, Tischler, Uhrmacher, Wagner, Weber, Wollkrempler, Wollspinner, Zementwarenhersteller,
Zirnmermaler und Zimmermann.
Unter den Frauen gab es Netzerinnen, die Fischnetze und Vorhange
für die Hausfenster herstellten. Strickerinnen, die das
maschinelle Weben der Strickkunst erlernten und Westen, Umhängetücher
und dergleichen anfertigten. Das Handarbeiten
und Näben der Frauen war nicht nur Begehrenswert, sondem
auch eine Pflicht, weil sie eine Lebensnotwendigkeit für
den Alltag waren. Die Grundlagen der Handarbeit wurde schon
in der Volksschule erlernt. Wer weiteres Interesse und Talent hatte
ging zusätzlich, privat in die Handarbeitsschule oder man besuchte
einen Nähkurs. Die Handarbeit war eine Konkurrenz
unter den jungen Mädchen, denn sie waren bemüht
eine schöne Aussteuer in die Ehe mitzubringen. In den
Wintermonaten wurden diese meistens verrichtet; vorallem
abends wenn sich die Jugendlichen in den Häusern der Mädchen
trafen, wo auch die Burschen später zur Geselligkeit, hinzukamen.
Es war eine Zeit sich einander kennen zu lernen. Die
Feldarbeit war getan, und man hatte genug Zeit dazu. Mädchen
heirateten damals meist unter zwangig Jahren, Burschen
waren gewöhnlich ein paar Jahre älter und galten als heiratsfähige
Männer nachdem sie zwei Pflichtjahre Dienst im Militär
geleistet hatten.
Verheiratete Frauen beschäftigten sich hauptsächlich mit dem
Wollspinnen und stricken der Strümpfe, Handschuhe, Umhängetücher
und Schals, denn diese wurden von der ganzen
Familie benützt. Ein jedes Haus hatte einige Schafe, die
das ganze Jahr auf der Weide, vom Wächter gehütet, verbrachten
und nur über die Wintermonate daheim, im Stall waren.
Die Schafe wurden im Frühjahr geschoren. Als Kinder beobachteten
wir das gerne, denn der Schafhüter tat dies im Hofe
des Schafeigentumers. Die Tiere waren danach erleichtert
und sprangen übermütig im Hofe herum. Die Wolle wurde zuerst
gewaschen, zum Wollkrempler gebracht, welcher diese spinnbereit
machte, wonach sie von den Frauen gesponnen wurde. Der
Wollfaden wurde von der Spule auf einer Haspel zu Strängen gemacht. Danach hat man diese selbst gefärbt und zu
einem Knaeul aufgewickelt. Somit war die Wolle im Herbst strickbereit.
Frauen und Mädchenvereine strickten im Zweiten Weltkrieg
Handschuhe und Socken für das deutsche Militär; sie schickten Pakete
an ihre Lieben in der Feme.
Die Pflanzung von Flachs und Hanf waren zur Herstellung der
Leintücher, Plane und dergleichen gedacht. Die Hanf und Flachsverarbeitung
war eine mühevolle, schwere Arbeit. Nach der
Ernte, mussten die langen Stengeln zum aufweichen in das Wasser
(die Kaule) für einige tage gelegt werden. Erst dann wurden
sie auf dem Holzbock weich geschlagen, um den Hanf zu
reinigen. Der Geruch war so ekelhaft, dafe es einem übel wurde davon;
wir Kinder blieben nie in der Nähe und suchten uns alsbald einen
anderen Spielplatz. Nachdem man den Hanf zu einem Faden gesponnen
hatte, gab man ihn an die Weberei, zur weiteren Verarbeitung.
Es gab viele kunstvolle Anfertigungen von Handarbeiten, womit
sich die Frauen vielfältig beschäftigten. Die Aussteuer:
Leintücher, Federkissen, Strohsäcke, Handtücher, Tischdecken
u.a. war eine wichtige Fürsorge der Mütter, die ihrer Tochter womöglich
einen finanziell besser stehenden Bräutigam
zuführen könnte. Wieviel einer in die Ehe mitbrachte war
ebenso ein wichtiger Punkt bei den Donauschwaben. In späteren Jahren
hat sich die Handarbeit weiter entwickelt und wurde
Jahrelang von den in der alten Heimat zurück gebliebenen Frauen als
Erzeugnis auf dem schwarzen Markt zum Verkauf
benützt. Man tat alles, um die Armut zu überbrücken in schweren,
hilflosen Zeiten. Die Handarbeit war ein Ersatz, sowie
eine Ergänzung ihres Einkornmens. Handarbeiten wurden
auch für Naturalien eingetauscht. Viele Landsleute brachten
solche Kunststücke mit von einem Besuch in der alten
Heimat. Diejenigen, die durch die Flucht nach Österreich und
Deutschland kamen, erlernten weitere Handarbeiten und nützten
sie ebenfalls um die Not zu tilgen. Manche Frauen strickten
daheim für Fabriken um den Lohn. Meine Mutter auch
- es war ein mühevolles, schwer erarbeitetes Geld. Für viele
aber ist die Handarbeit ein Zeitvertreib, und die "Liebe" ihres
Lebens geblieben.
Hier will ich einige Handarbeiten nennen: stricken, haekeln, netzen,
schiffeln, gabeln, sticken, klöppeln, knüpfen. Das Ausnahen
von Taschentücher, Handtücher, Tischdecken und
Wandschoner wurden von alien für den Eigengebrauch gemacht.
Natürlich gab es dann noch Personen, die die Handarbeitsmuster
auf das Material abdruckten. Das Schlingen der Unterröcke war eine besonders mühsame Arbeit und wurde später,
in den vierziger Jahren, mit Nähmaschinen geschlungen.
Diejenigen, die keine Zeit oder Talent dazu hatten, überliessen
die Arbeit, um den Lohn, für andere. Geschlungene Unterröcke
für erwachsene Mädchen, die zu den Trachten gehörten, waren
unentbehrlich, denn zujeder Tracht gehörten drei
gestickte, steif, gestarkte Unterröcke, dazu ein ganz kurzer (Hansl)
um die Hüften, damit die Tracht recht voll war.
Während der Kriegsjahre (vierziger Jahren) versuchten die Frauen
den Kindern warme Lischenschuhe aus Maislischen zu
machen. Obwohl sie sehr anschmiegsam und warm am Fuss
waren, hielten sie die Strapazen des Gehens nicht lange aus
und der Versuch wurde wieder aufgegeben. Die Schwaben waren
bestrebt, eine jede Kleinigkeit nützlich und brauchbar zu
machen. Alles was den Siedlern unterkam wurde ausgetüftelt
und für irgend einen Zweck anwendbar gemacht. Irgendwie,
irgendwo oder irgendwann, wird man einen Nutzen davon haben, sagten sie. Schliesslich kamen sie aus deutschen Landen,
wo man der Armut und Hungersnot entfliehen musste.
Der Dreissigjährige Krieg, (1618-1648) der 3/5 der Bevölkerung
(10 Millionen) deutsche Opfer kostete vernichtete Macht und Wohlstand
in Deutschland. Die Ohnmacht des Deutschen
Reiches, das Einmischungsrecht der Schweden und
Franzosen wurden fest gelegt. Diese politischen Ereignisse
liessen den Wiederaufbau des Landes und der Bevölkerung im schwachen
Zustand. Die Ausnützung der Bürger von
den Adeligen war Grund genug zur Auswanderung, wo man
vielleicht eine bessere Zukunft hätte. Als sie ihr Land verliessen,
zum Verdruss der Adeligen, mussten sie sich oft abkaufen,
vor der Auswanderung. Eine Rückkehr in ihre alte Heimat war ihnen
verboten. Sie waren bestrebt einen Erfolg aus
ihrer Not zu machen. Die Deutschen hatten gelernt der Not
Herr zu werden. Wie ein Sprichwort so schön sagt "Die Not
macht erfinderisch". Sie nahmen ihre Gewandtheit mit ins Banat,
wo sie einen Neubeginn machten. Die Geschicklichkeit, Fleiß
und Sparsamkeit sind Eigenarten der Donauschwaben, die
das Banat zur Kornkammer Europas machten. Sie dürften auch
zum Neid der anderen Völker geworden sein.
In unserem Dorf gab es - so änhlich war es in anderen, kleineren
Banater Dörfern auch, denn alle waren Vorschriftsmäßig
angelegt und sie pflegten, mit kleinen Verschiedenheiten, diesselbe
Lebensweise. Es gab etwa: Ein halbes Dutzend Krämer,
ein großes Wirtshaus und einige kleine Wirtshäuser, eine
Bibliothek, eine Wochenzeitung, eine Bank, eine Apotheke,
eine Holzhandlung, zwei Mühlen, eine Molkerei, ein Schnittwarengeschäft,
einige Fotografen, eine Bäckerei und eine Zuckerbäckerin. Fast alle
von den oben erwähnten Handwerker
waren ebenfalls anwesend. Zusätzlich gab es einen
Schützenverein, Leichenverein, Spar und Vorschußverein,
Lese und Fortbildungsverein, Sparkassa, Bauernverein, Handels und
Gewerbeverein, Gesangverein, ein Frauen und katholischer Jugendverein,
ein Kirchenchor, zwei Blaskapellen
und eine freiwillige Feuerwehr.
Weiter waren ein rumänischer und ein deutscher Arzt, ein deutscher
Tierarzt sowie eine Hebamme im Dorf, die Rumänin und
sehr beliebt war bei alien. Es gab zwei deutsche Volksschulen, eine
rumänische, sowie eine serbische. Alle wurden in ihren
Sprachen unterrichtet. Wir hatten deutsche Lehrer und hatten zweimal wöchentlich
je eine Stunde, rumänischen Unterricht.
Der Kindergarten war gemischt und wurde von einer
deutschen (1936-1944) Kindergärtnerin Frl. Szimits, Tochter von dem
bekannten Banater Dichter, geleitet. Ihre Helferin war Rumänin.
Frl. Szimits war gleichzeitig Organistin in
der deutschen Kirche und verblieb nach dem Zweiten Weltkrieg in der
alten Heimat, wo sie weiterhin ihre Arbeiten bis zu ihrem
Lebensende verrichtete.
Wer höhere Schulen besuchen wollte ging in die Stadt nach
Temeschburg. Die Banatia, ein Gymnasium oder in das Notre-Dame
Klosterschule Gymnasium und andere boten ein Studium in vielen Fächern
an. Die Schüler von den umliegenden Dörfern fuhren täglich mit dem
Zug in die Stadt zur Schule. Von unserer Ortschaft, (Kleinbetschkerek)
waren es nur 17 km bis dahin.
Da die Mehrheit in unserer Gemeinde Deutsche waren und dem römisch
katholischen Glauben angehörten,
war auch die deutsche Kirche die größte, mit einem
ungewöhnlich hohen Turm, wofür die Einwanderer extra
bezahlten. Die Rumänen und Serben waren griechisch Orthodox
und verschieden voneinander. Eine jede Kirchenge-meinde
hatte ihren eigenen Geistlichen, wo sie auch gesell-schaftlich
zusammen kamen. Jede Volksgruppe pflegte ihre eigene Kultur.
Mischehen gab es keine oder nur selten. So lebte man
harmonisch bis 1944 nebeneinander. Von 2357 Einwohnem im Jahre 1944
waren 2/3 davon Deutsche. Am Dorfrand lebten
auch einige Zigeunerfamilien. Die Gendarmerie (polizei) und
das Gemeindeamt (Burgermeisterei) waren von Rumänen verwaltet.
Der letzte Bürgermeister war ein Deutscher. Als die Russen
einmarschierten, (1944) kam er nach Russland und kehrte nie
wieder zurück. Es gab ein Trommelmann (Kleinrichter) im Dorf, der auf deutsch und rumänisch, die Neuigkeiten täglich
ausrief.
Wie schon erwähnt waren die Banater Dörfer, von den Habsburgern in
Wien geplant und von Graf Floribund Mercy, dem
ersten Govemeur im Banat, eingerichtet worden. Er plante
die Ausführung der Ansiedlungen und war bestrebt einen
Erfolg durch verschiedene Massnahmen des Einkommens
zu ermöglichen. In jedem Hofe waren einige Maulbeerbäume
angepflanzt. Nach der Reifezeit wurden die Maulbeeren zu Schnaps gebrannt für den Eigengebrauch. Die Seidenraupenzucht
bot eine zweite Möglichkeit des Einkommens. Diese währte
nicht lange in Kleinbetschkerek, denn sie nahm viel Zeit in Anspruch wofür der Ertrag zu gering war. In Temeschburg
war eine Seidenfabrik, wo die Kokons abgeliefert wurden; obzwar
die Seidenraupenzucht in Kleinbetschkerek nicht lange
anhielt währte dagegen das Schnapsbrennen bis heute. Die
Felder von Kleinbetschkerek eigneten sich für Mais, Getre-ide
und Tabak. So gab ausser den Großbauern auch Schweinezüchter
und Tabakbauern.
Unsere Ortschaft Kleinbetschkerek, wurde während der Regierungszeit
Joseph 11, (1782 -1788) Sohn der Kaiserin Maria
Theresia, im Dritten Schwabenzug (1785) angesiedelt. Die
Siedler kamen aus deutschen Landen und sollten eine neue
Lebensweise und bessere Wirtschaftsformen einführen. Sie
taten es, die Schwaben und es entwickelte sich im Banat ein neuer,
deutscher Volksstamm. "Donauschwaben". !Den Namen
bekamen sie später, denn die don lebenden Volker nannten
sie die Schwaben, obwohl sie aus verschiedenen Teilen
Deutschlands kamen).
Wir wollen unser Banat von einst, sowie unsere verstorbenen
Angehörigen in guter Erinnerung behalten.
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*Teils
aus "Baroti, Perjamosch" Ferch, Verwaltungsbericht
1911
Waldner
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