Antrag
auf posthume Aberkennung des Verdienstordens für Josip Broz
Tito
Sehr
geehrter Herr Bundespräsident,
mit
Entsetzen haben wir in „Der Spiegel" Nr. 49/2010 vom 6.
Dezember 2010 gelesen, dass der einstige jugoslawische
Staatschef Josip Broz Tito als Träger des höchsten deutschen
Ordens, der Sonderstufe des Großkreuzes des Verdienstordens
der Bundesrepublik Deutschland geführt wird.
Diese
Auszeichnung hatte Tito 1974 im Rahmen eines mehrtägigen
Staatsbesuches in der Bundesrepublik Deutschland auf Betreiben
des damaligen Bundeskanzlers Willy Brandt von Bundespräsident
Gustav Heinemann erhalten. Diese Ehrung war eine unglaubliche
Fehlentscheidung, weshalb der Weltdachverband der
Donauschwaben – die Dachorganisation der deutschen
Volkszugehörigen aus dem ehemaligen Jugoslawien, aus Ungarn
und dem rumänischen Banat und Sathmar – hiermit den Antrag
stellt, den Orden posthum abzuerkennen.
Begründung:
Josip
Broz Tito ist der oberste Verantwortliche für ungeheure
Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschheit und
Völkermord, begangen während und noch Jahre nach dem Zweiten
Weltkrieg im ehemaligen Jugoslawien, einschließlich
Auftragsmorde im Ausland (auch in Deutschland).
Erläuterung:
Zivilisten
deutscher Volkszugehörigkeit
Die
jugoslawischen Staatsbürger deutscher Volkszugehörigkeit
wurden kollektiv und ohne jede rechtliche Prüfung (geschweige
denn eines Nachweises irgendeiner Schuld) zu Volksfeinden
erklärt, entrechtet, enteignet, für unvorstellbare
Mordorgien freigegeben und schließlich – soweit sie sich
noch in Titos Machtbereich befanden – in Konzentrationslager
verbracht. Von den ursprünglich 540.000 Volksdeutschen
Bürgern Jugoslawiens waren bei der kommunistischen
Machtübernahme noch rund 200.000 Zivilisten in ihrer
angestammten Heimat. Etwa 245.000 Zivilisten waren vor der
Wiederherstellung Jugoslawiens unter Tito evakuiert worden
oder sie flüchteten aus eigenem Antrieb (darunter auch
diejenigen, die wirklich eine Schuld auf sich geladen hatten,
das soll nicht abgestritten werden). Rund 95.000 deutsche
Männer waren als Angehörige der deutschen, ungarischen oder
kroatischen Armeen irgendwo im Kriegseinsatz. Daher gab es
unter den 200.000 „erreichbaren" Zivilisten neben
einigen wenigen wehrdienstuntauglichen oder freigestellten
Männern fast ausschließlich Kinder, Frauen und alte Männer.
Bereits
im Herbst 1944 wurden etwa 10.000 Männer zwischen 16 und 60
Jahren grausam ermordet. Um die Jahreswende 1944/45 wurden
rund 12.000 Arbeitsfähige zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion
deportiert. Alle übrigen Arbeitsfähigen wurden Anfang 1945
in eine Reihe von Arbeitslagern, die Arbeitsunfähigen (Alte,
Kinder, Kranke) in „Lager mit Sonderstatus" (Vernichtungslager)
inhaftiert.
Durch
gezielte Mordaktionen, grausame Misshandlungen, systematisches
Verhungernlassen und unbehandelten Krankheiten betrug die
Gesamtzahl der zivilen Todesopfer von 1944 bis 1948 (3,5 Jahre)
etwa 64.000, das ist rund ein Drittel der 200.000 in Titos
Hände gefallenen zivilen deutschen Volkszugehörigen!
Alle
diese Tatsachen und Zahlen sind nachvollziehbar dokumentiert,
u. a. in einem vierbändigen Werk der Donauschwäbischen
Kulturstiftung, München. Darin sind mehr als 40.000 Opfer
namentlich aufgeführt. Der bekannte Völkerrechtler Prof. Dr.
Dieter Blumenwitz (†) erstellte dazu aus völkerrechtlicher
Sicht ein Gutachten, das klar zu dem Ergebnis kommt: Die
Verbrechen an den deutschen Volkszugehörigen Jugoslawiens
erfüllen den objektiven und subjektiven Tatbestand des
Völkermordes.
Deutsche
Kriegsgefangene
Zehntausende
gefangene deutsche Soldaten – volksdeutsche und
reichsdeutsche – wurden von Titos Schergen
völkerrechtswidrig ermordet. Das Offiziersgefangenenlager 233
in Werschetz/Banat (heutiger Name Vršac) war das schlimmste
Lager der gesamten deutschen Kriegsgefangenengeschichte in fünf
Kontinenten. Daher hat ihm die wissenschaftliche Kommission
der deutschen Bundesregierung im Rahmen ihrer 22-bändigen
Veröffentlichung „Zur Geschichte der deutschen
Kriegsgefangenen des Zweiten Weltkrieges" den Band „Die
deutschen Kriegsgefangenen in Jugoslawien 1949–1953: Bd
I/2" gewidmet. Sofern sie nicht vorher schon grausam
ermordet wurden, brachten die Tito-Partisanen bereits ab 1945
alle gefangenen Offiziere in dieses Lager. Von mehr als 3.000
Mann wurden dort bis Ende 1948 rund 1.000 mit äußerster
Brutalität ermordet, dann begann die Entlassung in die Heimat.
Anfang
1949 wurden die Entlassungen aber plötzlich gestoppt und für
die noch etwa 1.300 Verbliebenen begann das grausame Kapitel
der gesamten Kriegsgeschichte: Titos Regierung legte
willkürlich eine Zahl von 1,7 Millionen jugoslawische
Kriegstote fest, für die nur Deutsche als Täter benannt
werden durften. Es wurde also gezählt, wie viele Offiziere
noch im Lager Werschetz waren und welchen Rang sie hatten.
Jedem Dienstgrad wurde eine bestimmte Opferzahl zugeordnet, so
dass die vorgegebene Gesamtzahl herauskam. Mit
unbeschreiblichen, unfassbaren Foltermethoden wurden die
Gefangenen zu den gewünschten Geständnissen gezwungen. Wer
nicht vorher starb oder seelisch zugrunde ging, unterschrieb
schließlich alles. Diese „Geständnisse" dienten dann
als Basis für ebenso willkürliche Verurteilungen zum Tode
oder zu langjährigen Haftstrafen. Bundeskanzler Dr. Konrad
Adenauer erklärte dazu am 27. Januar 1950 im Deutschen
Bundestag u. a.: „Hier handelt es sich um solche Vergehen
und Verbrechen gegen die Menschlichkeit, dass die gesamte
Öffentlichkeit auf der ganze Welt sich dagegen empören
muss." Und er erklärte öffentlich, dass er unter
solchen Umständen nicht bereit war, ein Handelsabkommen mit
Jugoslawien abzuschließen. Das verstand Tito, die Morde an
deutschen Staatsbürgern wurden eingestellt, die Verurteilten
„begnadigt" und über Jahre verteilt entlassen. Die
verurteilten Österreicher, die keinen solchen Fürsprecher
hatten, wurden erschossen.
Andere
Volkszugehörige
Zu
den deutschen Opfern kam noch eine große Zahl von
Kriegsverbrechen an anderen jugoslawischen Volksgruppen:
Zehntausende Kroaten, Slowenen, Bosnier, Albaner und auch
Serben wurden Opfer der Mordorgien der Tito-Partisanen. Dies
waren zunächst vorwiegend gefangene Soldaten, die als
Königstreue oder „Bürgerliche" gegen den Kommunismus
gekämpft hatten, nach und nach aber auch zivile (also
politische) Widersacher. Für letztere wurden auch spezielle
Konzentrationslager errichtet,
z.
B. auf der Insel Goli Otok. Da nach dem endgültigen Zerfall
Jugoslawiens auch in den Nachfolgestaaten noch Kommunisten an
vielen Schalthebeln saßen (und sitzen) wurde und wird immer
noch versucht, diese Verbrechen zu vertuschen. Die jüngsten
Nachrichten von den laufend neu entdeckten Massengräbern,
insbesondere in Slowenien, entzieht nun den Leugnern
allmählich den Boden.
Fazit
Gustav
Heinemann und Willy Brandt wussten genau, dass Tito einer der
größten Menschheitsverbrecher des 20. Jahrhunderts war. Mit
ihrer Ordensverleihung verhöhnten sie viele Tausend
unschuldige Opfer und gaben opportunistischen Interessen den
Vorrang vor Recht und Menschlichkeit.
Wir
wissen, sehr verehrter Herr Bundespräsident, dass wir Ihnen
kein angenehmes Anliegen vortragen. Nur durch die Aberkennung
dieses Ordens an den Massenmörder Josip Broz Tito kann die
Würde der Toten und das Vertrauen der Überlebenden
wiederhergestellt werden. Sein Name darf nicht mit den anderen
mit deutschen Orden geehrten Menschen in einem Atemzug genannt
werden.
Für
zusätzliche Informationen stehen wir jederzeit zu Ihrer
Verfügung. Selbstverständlich geben wir auch gerne Auskunft
über einschlägige Literatur. Soweit es sich um unsere
eigenen Veröffentlichungen handelt, stellen wir Ihnen diese
auf Wunsch umgehend zu.
Hochachtungsvoll
Bernhard
Krastl
Präsident
des Weltdachverbandes
der
Donauschwaben e.V. |
Josef
Jerger
Vizepräsident
des Weltdachverbandes
der
Donauschwaben e.V. |
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