Eine
Rezension von Tomislav Kettig
(*1932,
Schriftsteller und Journalist aus Novi Sad)
Mit außergewöhnlichem Interesse habe ich das Buch über die Erinnerungen von
Stefan Barth gelesen, einem Menschen, der scheint es, zwei gleich liebe Heimaten
hat, für den beide für eine authentische Schilderung wichtig sind. Es sind
Aufzeichnungen und Gedanken über die sechseinhalb Jahrzehnte, erfüllt mit viel
Aufregungen, zerstörten Idealen, verlorenen Illusionen, vernichteten Leben und
trotz alledem sind sie, auf eine eigentümliche Weise, auch eine Hymne, die der
Güte, der Vergebung und dem Sieg über das Böse gewidmet ist.
Stefan
Barth ist ein Kind der Wojwodina. Indem er in einer multiethnischen Umgebung des
Dorfes Futog aufgewachsen ist, hat er alle Tugenden dieser Gemeinsamkeit
aufgenommen.
Der Autor dieses Buches hat als Kind alle
Schrecken des Konzentrationslagers Batschki Jarak (Jarek) überlebt, aber er hat
auch die Rettung, die Hilfe und das Mitgefühl jener Serben erlebt, die nicht
von dem Nationalitätenhass blind geworden waren. Nach der Rettung aus dem Lager
und der Jahre der Zwangsarbeit seiner Eltern und Großeltern in einem Bergwerk
in Serbien, kehrt Barth mit seiner Familie nach Novi Sad zurück, wo er das
Gymnasium abschließt. Erst danach wandert er nach Deutschland aus, wo er sein
Studium absolviert, eine Familie gründet und eine beneidenswerte fachliche
Berufslaufbahn verwirklicht.
Die Handschrift ist voller wertvoller Angaben über
eine Zeit, über die man hierzulande viel zu lange geschwiegen hat. Obwohl ich
über die ganzen Ereignisse viel wusste, habe ich noch viel Neues erfahren und
konnte so mein eigenes Bild vervollständigen. Das ist auch lehrreich aus der
Sicht der Ereignisse im ehemaligen Jugoslawien im letzten Jahrzehnt des
zwanzigsten Jahrhunderts.
Barths Schilderung ist auch wertvoll als ein
ethnografisches Dokument über eine Volksgemeinschaft der Deutschen, die über
zwei Jahrhunderte, zusammen mit anderen, fleißig die Wojwodina aufgebaut haben,
und sie zu dem machten, wie wir sie heute kennen. Danach wurde diese
Volksgemeinschaft brutal eliminiert, weshalb auch die Wojwodina als Ganzes einen
unersetzlichen Verlust erlitten hat. Das Buch ist lebhaft, interessant und mit
viel klugen und geistvollen Anmerkungen versehen, aber auch mit viel Liebe zur
Heimat geschrieben. Es wäre gut, wenn es hier möglichst viele Leser finden würde,
und ich empfehle allen, die an seiner Veröffentlichung mithelfen wollen, es
auch zu tun.
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