Donauschwaben in den USA


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BESUCHSAUTOR-ARTIKLE

NOVEMBER 2007

Trentoner Donauschwaben Nachrichten

Oktober-Dezember 2007

Reprinted with Permission

Trenton Donauschwaben

127 Route 156, Yardville, NJ 08620

Trenton:Deutsche Ecke, Seite 1

Erinnerungen an Österreich

 

    „Man lebt nur einmal", ist ein vielgebrauchter Ausdruck, dessen Sinn mich in tiefes Nachdenken versetzte. Da ich mich jetzt in der letzten Phase meines Lebens befinde, will ich versuchen einige meiner Erlebnisse und Erinnerungen meiner Jugendzeit aufzuschreiben. Dieser Teil meines Lebens hatte seinen Anfang in einer Gegend in Österreich, die unter dem Namen Innviertel bekannt ist und sich im Bundesland „Oberösterreich" befindet. Unsere Bezirkshauptstadt ist Braunau am Inn, die Gemeinde hat den Namen Haigermoos, und der kleine Ort, es waren drei Bauernhöfe, den man Pfaffing nannte. Haigermoos war damals, als wir am Ende des Jahres 1947 dort ankamen, eine verschlafene Gemeinde umringt von Ortschaften mit Bauernhöfen. Die Gegend gab mir den Eindruck als ob es mehr mit dem Mittelalter gemeinsam hatte, als mit der Gegenward. Die Besitzer von den meisten dieser Bauernhöfen waren sehr stolz auf ihre Traditionen und konnten mit recht auf viele Generationen hinweisen, die das selbe Land bearbeiteten und betreuten und dann dem ältesten Sohn und seiner Familie das Gut übergaben, um es dann wieder wenn er alt wurde seinem Sohn zu übergeben. Diese Tradition ist auch heute noch massgebend. Diese Dinge waren für mich sehr interessant. Obwohl man uns, und da waren viele Flüchtlinge in der Haigermooser Gegend, nicht gerade mit offenen Armen willkommen hiess, musste man diese guten und einfachen Menschen doch bewundern, denn sie gaben uns Obdach und zu Essen, schulten uns Kinder und öffneten die Kirchentüren, sodass auch unsere Leute die heilige Sonntagsmesse mitfeiern konnten. Natürlich verstehe ich den kühlen Empfang nach dem Krieg heute besser, als damals.

    Jeder Bauernhof hatte noch ein kleines Haus, ausser dem grossen in dem sich alles abspielte. Das grosse Haus war immer eines der vier Gebäude, die ein Rechteck formten mit dem Hof in der Mitte. Die Küche, Wohnzimmer und Schlafzimmer waren alle in diesem Gebäude. Der Bauer, die Bäuerin, sowie die Kinder wohnten in diesem Haus, auch die Mägde und Knechte wohnten da. Das kleine Haus, es war meistens ganz nahe am Hof, aber in manchen Fällen etwas entfernt, hiess Auszugshaus. Es stand bereit für den Altbauer und seiner Frau, wenn sie nicht mehr imstande waren den Hof zu bearbeiten. Sie zogen dann in das Auszugshaus und übergaben den Hof dem ältesten Sohn und seiner Frau. Das war so für Generationen. Dann kamen wir Flüchtlinge und die Bauern mussten uns in diese Auszugshäuser einziehen lassen, auch jede freie Wohnung wurde besetzt. Da gab es so manche Missverständnisse und Ärger. Man kann es den Bauern nicht verübeln. Natürlich war die Ankunft von so vielen Donauschwaben auch gut für die Bauern, sie hatten jetzt billige Arbeitskräfte und man konnte den wirtschaftlichen

    Aufschwung überall sehen. Damals gab es keine Industrie in Haigermoos und so gab es nicht viele Möglichkeiten für unsere Leute, zu mindest für diese die auch daheim Bauern waren. Ich erinnere mich noch wie die Landstrasse die durch Haigermoos lief die einzige Strasse war die asphaltiert war. Der Asphalt fing am Ortsanfang an und endete am anderen Ende wieder und die Strasse wurde dann wieder zu einer Schotterstrasse. Heutzutage aber ist alles anders in Haigermoos und Umgebung. Da ich öfters die Gegend besuche ist mir der unglaubliche Fortschritt nicht entgangen. Aus den Auszugshäusern sind jetzt neue Villen geworden. Die Strassen sowie die Gehwege sind alle asphaltiert. Die Bauern können jetzt fast alles selbst schaukeln. Traktoren ersetzten die Ochsen und Pferde. Funkelneue Landwirtschaftsmachinen ersetzten die Knechte und Mägde. Milchmaschinen melken die Kühe. Sogar die Befruchtung der Kühe geschieht mit der Hilfe eines Tierarztes. Wir Kinder damals lauerten immer in der Nähe der Kuhbefruchtung, die damals des Stieres Arbeit war. Auch der Gletscher See, „Höllerer See" genannt, der unsere Gemeinde mit dem Dorf St. Panthaleon verbindet war damals unbekannt. Heute ist nicht nur die Gegend sondern auch der See eine Reiseziel geworden.

    Ällmählich sind viele unserer Landsleute weg gezogen. Manche versuchten ihr Glück in den kleineren Städten wo es mehr Möglichkeiten gab, wieder andere suchten eine neue Heimat über dem grossen Teich. Viele heirateten Ein h ei m i s ch e u n d bekam en Österreichische Staatsbürger. So mancher blieb aber und baute sich ein Haus in dieser schöner Gegend. Und so standen wir im Herbst des Jahres 1947 in Haigermoos, vor unseren Verwandten, auf der Suche nach einer Herberge; meine Mutter, Grossmutter, Schwester und ich. Unsere Habseligkeiten die wir in Bündeln mitbrachten, froh das wir die Vernichtungslager von Tito hinter uns hatten, und entschlossen wieder neu anzufangen. Meine Mutter, die immer die stärkste von uns vier war, konnte mit irgendwelchen Schwierigkeiten fertig werden, die Grossmutter aber hatte feste Ansichten, starken Glauben und nahm auch kein Blatt vor ihren Mund. Ich hatte die Aufgabe sie vor sich selbst zu schützen damit keine Probleme entstehen. Ihre erste laute Bemerkung bei dem Bauer war „Wie rede die Leit, die kenne jo net deitsch". Meine Schwester war damals vier Jahre und ich zehn Jahre alt, aber dünn wie eine Bohnenstange. So begann unser neuer Anfang in Haigermoos. Das gibt einen kurzen Einblick über die Gegend und die Leute die uns damals aufnehmen mussten. Vieles ist dem Fortschritt zum Opfer gefallen, die Eindrücke aber die das Land und die Menschen in mir hinterlassen haben werde ich nie vergessen. Fortsetzung folgt.

 

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