DONAUSCHWABEN
ISSUES ARTICLE
MAY
2009
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article was submitted in May 2009 as a "Donauschwaben Issue" for
discussion purposes. It was initially posted in the newsletter.
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Die
Donauschwaben (AT)
Projektbeschreibung
eines Dokumentarfilms
Mai
2009
von
Gerhard
Weber
Kontakt: |
Gabriel
Beyer
Producer:
Die Donauschwaben (AT)
teamWERK.
Die Filmproduktion GmbH
Olgastraße
83
70182
Stuttgart
Tel.:
+49 (0)711 / 22 16 14
Fax:
+49 (0)711 / 22 16 15
g.beyer@team-werk.de
www.team-werk.de
|
Synopsis
Sie sind dem Versprechen von Freiheit und Selbstbestimmung an die
ungarische
Donau
gefolgt. Sie haben Massenmord, Verfolgung und Vertreibung erlebt.
Der 1. Weltkrieg machte sie zu Bürgern von Kroatien, Serbien und Rumänien. Die
Vertreibung nach dem 2. Weltkrieg nahm ihnen alles. Eine neue Heimat wurde
ihnen
zugewiesen, die sie nicht willkommen hieß.
Wer sind diese Donauschwaben?
Sie haben keine gemeinsamen, ethnischen Wurzeln und leben verstreut in
vielen
Ländern. Was bleibt, wenn die „letzten“ Donauschwaben, die noch in Ungarn,
Kroatien, Serbien oder Rumänien geboren und aufgewachsen sind, einmal nicht
mehr unter uns verweilen? Es wird Zeit, in einem umfassenden Dokumentarfilm
über persönliche Erfahrungen, Geschichte und Kultur, die Lebendigkeit der
Donauschwaben
für jüngere Generationen zu erhalten.
Im Mittelpunkt stehen zwei Zeitzeugen, welche auf der Reise zu ihren
Heimatdörfern in Konfrontation mit der Gegenwart, ihr Leben Revue passieren
lassen. In einer Parallelmontage erläutern Historiker, Funktionäre und
Kulturschaffende kulturhistorische Fakten. Mehrere nachgestellte Szenen
(Reenactment)
vermitteln einen Eindruck über das Leben und besondere
Schicksalsmomente der Donauschwaben.
Der Film thematisiert den Begriff „Heimat“ und sensibilisiert den
Zuschauer für
„Vertreibung“
im Kontext politischer Entwicklungen. Dadurch leistet der Film
einen Beitrag zu einer brandaktuellen Gesellschaftsdebatte.
Exposé
Die Gemeinschaft der Donauschwaben gehört zu einer kulturellen
Minderheit,
welche im öffentlichen Bewusstsein kaum präsent ist. Dies mag zum einen daran
liegen, dass ihre Gruppe relativ klein ist und dadurch im allgemeinen
Geschichtsunterricht
kaum Erwähnung findet.
Zum anderen betreiben die Donauschwaben keinen politischen Lobbyismus,
beschränken sich vielmehr auf die Erhaltung des gemeinsamen, kulturellen Erbes
in
Form von Museen, Bibliotheken oder Begegnungsstätten.
In
Ungarn, Serbien, Kroatien und Rumänien ist ihr Schicksal weit mehr bekannt.
Vor allem in Ungarn leben bis heute noch mehrere hunderttausend
Donauschwaben, obgleich sie nach dem zweiten Weltkrieg viel von ihrer Identität
eingebüßt haben und unter der damals entstandenen, kommunistischen
Regierung
einem Prozess der Magyarisierung unterworfen waren.
Weitere Gemeinschaften befinden sich in den USA, Kanada, Lateinamerika
oder
Australien. Die große Mehrheit lebt aber überwiegend im (süd-)deutschen
Sprachraum und Österreich verteilt. Ihre Singularisierung hat eine Integration
in
die
einheimischen Gesellschaften beschleunigt. Die Kinder und Enkel haben kaum
noch
Bezug zu ihren kulturhistorischen Wurzeln. Sie verstehen sich als Deutsche
(Schwaben,
Bayern, etc.), Österreicher oder z.B. als US-Amerikaner, so dass
spezifische kulturelle Aspekte mehr und mehr verschwinden.
Inzwischen gibt es nur noch wenige Zeitzeugen, welche abseits der
offiziellen
Geschichtsschreibung davon berichten können, was die Donauschwaben in ihrem
Wesen ausmacht und wodurch sie sich zu einer eigenen, kulturellen Gruppe
definieren.
Ihre Kultur liegt im Sterben.
Den nachfolgenden Generationen fehlt der direkte Bezug dazu, da es sich
fast
nur um historische Belange handelt und sie das Leben ihrer Vorfahren nur aus
Erzählungen
kennen.
Ihre Geschichte beginnt Anfang des 18. Jahrhunderts. Damals begannen sich
viele deutsche Familien (Handwerker, Knechte, Leibeigene, etc.) vornehmlich aus
dem süddeutschen Raum, auf Einladung der ungarischen Regierung, entlang der
Donau anzusiedeln. Sie errichteten Dörfer, waren als Handwerker, Händler und
Bauern
integriert und gut angesehen.
Nach dem 1. Weltkrieg und der Zerschlagung der KuK-Monarchie verlor
Ungarn
20%
seiner Ländereien an Nachbarstaaten. Fortan gab es deutsche Enklaven
auch
in Kroatien, Serbien und Rumänien. Seit 1920 werden die Menschen in allen
Siedlungsgebieten
zusammenfassend „Donauschwaben“ genannt.
Nach 1944 und der Besetzung der Siedlungsgebiete durch die russische
Armee,
gehörten die Donauschwaben fortan zu einem Volk, das großes Unheil über die
Welt
gebracht hatte. Teilweise war diese Ablehnung nicht unberechtigt. Nach dem
Krieg
kam es zu deren Zwangsenteignung durch die neuen, kommunistischen
Regierungen der einzelnen Länder. Die Donauschwaben mussten mit ansehen,
wie ihr über Generationen erarbeiteter Besitzstand an linientreue, einheimische
Familien vergeben wurde, deren Anfeindungen sie zudem noch ausgesetzt waren.
Verarmt und ohne Perspektive waren viele dennoch nicht bereit, sich zum
Kommunismus
zu bekennen.
In Ungarn wurden die Verweigerer von der Regierung gezwungen, zu gehen.
Alle
mussten sich mit einem Gepäckstück pro Person am Bahnhof einfinden, um
dahin verfrachtet zu werden, wo ihre Vorfahren 200 Jahren zuvor hergekommen
waren. In Kroatien und Serbien wurden tausende Donauschwaben verfolgt und
von Tito's kommunistischen Guerillakämpfern ermordet.
Die Bevölkerung Süddeutschlands und Österreichs, selbst vom Krieg
schwer
gebeutelt, war von deren Ankunft wenig begeistert. Auch wurden Züge nach
Russland geleitet. Dort mussten die Donauschwaben in Fabriken, Bergwerken
und
der Landwirtschaft über Jahrzehnte Reparationsdienste leisten. In
Deutschland
haben die Donauschwaben einen erheblichen Teil des Wiederaufbaus
geleistet.
Wir stellen zwei (evtl. drei) Zeitzeugen in ihrem heutigen familiären
Umfeld vor,
deren Erlebnisse im Kontext einer allgemeinen Geschichtsbetrachtung ein
besonderes Gewicht haben. Unterschiedliche Schicksale aus Ungarn und Kroatien
(oder
Serbien) verdeutlichen regionale Eigenheiten in den Lebensverhältnissen -
den
Zerfall einer Gemeinschaftskultur, die längst nur noch von der Vergangenheit
zehrt.
Ein Filmteam begibt sich mit ihnen auf eine Schiffsreise die Donau
hinunter zu
ihren ehemaligen Dörfern – eine Reise in die Vergangenheit. Parallel erzählt
eine
Reenactment
Szene, bei der mehrere Laiendarsteller in einer „Ulmer Schachtel“
(einfaches
Holzboot) von Ulm aus über die Donau den Weg in ihre neue Heimat
antreten, die Ambivalenz von Ungewissheit und Hoffnung, welche für die
Donauschwaben
ein dauerhaftes Erlebnis bleiben wird.
Über 60 Jahre nach ihrer Vertreibung konfrontieren wir die Zeitzeugen
mit ihren
Erinnerungen, suchen die Orte ihrer Kindheit auf. Gleichzeitig entsteht ein
Kontrast, zwischen den Spuren ihrer Vergangenheit, der kommunistischen
Nachkriegszeit, wie auch der heutigen Gestalt der Länder als Teil der
Europäischen
Union.
In Ungarn zeigen wir anhand einer Reenactment Szene das häusliche Leben
einer
einfachen, donauschwäbischen Familie. Parallel kommen Historiker, Genealogen,
Kulturschaffende und Funktionäre zu Wort. Wir zeigen Einrichtungen der
Donauschwaben in Deutschland, besuchen ihre Feste (z.B. den Schwabenball in
Budapest), etc.
Schließlich fahren wir mit den Protagonisten mit der Bahn wieder über
Österreich
zurück nach Deutschland. Auch hier wird es einen Übergang zu einer
Reenactment
Szene geben, bei der die Situation der Vertreibung – bis zu 30
Personen
in einem Güterwaggon – und die Ungewissheit darüber, wohin die Reise
geht,
vergegenwärtigt werden.
Einheimische Zeitzeugen (Österreich, Deutschland) erzählen ergänzend
von ihren
Erfahrungen mit den Donauschwaben. Wie haben sie deren Ankunft erlebt, da sie
schließlich selbst unter den Folgen des Krieges sehr zu leiden hatten? Am Ende
kommen
noch einmal die Kinder und Enkel der Protagonisten zu Wort.
Die Dreharbeiten werden sich auf Süddeutschland, Ungarn, Österreich und
Kroatien/Serbien verteilen. Die Dokumentation bietet die Chance, über
historische
Fakten hinaus, die menschliche Seite dieser Entwicklung festzuhalten.
Persönliche Schicksale erweitern das Thema vor allem um eine emotionale
Dimension.
Der Film wird zu einem Verständnis führen, wer die Donauschwaben
sind
und was sie von anderen Kulturgemeinschaften unterscheidet.
Eine besondere Herausforderung ist das Spannungsfeld von Vergangenheit und
Gegenwart. Erinnerungen der Protagonisten lassen sich durch eine Reise an die
Orte ihrer Kindheit und Jugend gleichermaßen vertiefen, konfrontieren und
intensivieren.
Inzwischen haben sich diese Orte sehr verändert.
Welches Verständnis hat die jüngere Generation für die Belange und das
Bewusstsein der Großelterngeneration? - existenziell erfahrene Lebensumstände
von
Hunger, Vertreibung und Ungewissheit, das daraus resultierende Bewusstsein
und
die Erkenntnis, dass solche Erfahrungen, ein Leben lang prägen, lange
nachdem
die Meldungen aus den Medien verschwunden sind.
Das Thema wird zu einer Sensibilisierung für die Nöte und das Schicksal
heutiger
Flüchtlinge und Vertriebenen beitragen, den Begriff von „Heimat“
zeitgeschichtlich erörtern, denn hinter Nachrichten und politischen
Entscheidungen stehen die Schicksale von unzähligen Menschen, die ihre Not
niemals selbst provoziert haben, sie jedoch erleiden müssen, und zwar immer
dann,
wenn es dem Staat um etwas „höheres“ geht.
Am Ende steht ein Film, der aufgrund der Aufarbeitung eines wichtigen Aspektes
deutscher Vergangenheit, einen aktuellen Bezug herstellt, insbesondere auf
Auswirkungen von politischen Umwälzungen auf einfache Familien und
Bevölkerungsgruppen.
Visuelles
Konzept
Die Struktur des Filmes orientiert sich an der chronologischen
Aufarbeitung der
Geschichte
der Donauschwaben, beginnend mit den ersten Auswanderungswellen
im 18ten Jahrhundert bis in die Gegenwart.
Im Mittelpunkt stehen zwei Zeitzeugen, deren persönliche Erinnerungen
und
Erlebnisse. Parallel dazu ermöglichen drei weitere Erzählebenen eine
umfassende
Betrachtung des Themas. Da wären Stellungnahmen von Historikern, Künstlern
und
Funktionsträgern, Ausschnitte aus historischem Filmmaterial, sowie
Reenactment-Szenen,
welche farblich entsättigt, den historischen Bezug
unterstreichen.
Diese vier Erzählebenen bilden somit ein Mosaik aus Erinnerungen im
Kontrast zu
Gegenwartsbeschreibungen, welche die Komplexität und heterogene Geschichte
der
Donauschwaben plastisch erfahrbar machen.
Die inhaltliche Dramatik des Filmes orientiert sich neben der
Parallelmontage vor
allem
an den Erzählungen und Wahrnehmungen der beiden Zeitzeugen.
Für die epischen Landschaftsaufnahmen sind Kraneinsätze vorgesehen. Die
ruhige Wirkung der Landschaft ermöglicht ein Nachempfinden der tiefen
Verbundenheit der Donauschwaben zu ihren heimatlichen Wurzeln. Dieser
Eindruck wird verstärkt durch die musikalische Kommentierung von historischen
Liedern
und Musikstücken der Donauschwaben.
Auch die Interviews werden in Außenbereichen durchgeführt, so dass die
Zeitzeugen in die jeweilige Umgebung ihrer Geschichten eingebettet sind. Die
Kamera agiert auch hier ruhig und unauffällig, um die Bedeutung auf das
Gesagte
zu legen.
Bei den Reenactment-Szenen wird hingegen eine Handkamera eingesetzt. Sie
verstärkt den Eindruck von Subjektivität. Der Zuschauer lässt sich dadurch
besser in die Atmosphäre der Szenen hineinführen.
Die
Macher
Gerhard
Weber, Regisseur
|
1966
in Schwäbisch Gmünd als Sohn donauschwäbischer Eltern geboren. Nach
dem
Studium der Medienwissenschaften an der Universität Gesamthochschule
Siegen
(Abschluss: Dipl. Phil.) Umzug nach Berlin.
Tätig
als Aufnahmeleiter bei Spielflmproduktionen, nebenbei Produktion eigener
Kurzflme.
2005 Gründung der Pavo Film. 2008 Debüt als Autor, Regisseur und
Produzent
mit der Kinoproduktion „Der Atomheinz“. Derzeit mehrere
Filmprojekte
in Vorbereitung.
|
Günter
Moritz, Produzent
|
geboren
1963 in Schwäbisch Gmünd. Nach einer Tischlerlehre und einem
Abstecher
in die Gastronomie, Beginn des Studiums zum Medientechniker
an
der Fachhochschule Druck, Hochschule der Medien Stuttgart (Abschluss:
Dipl.-
Ing.
(FH)).
1997
Gründung der Firma „[ti:m] Werk Ruoff und Moritz GbR“ in
Stuttgart. Ende
2005
Umfirmierung zu teamWERK. Die FilmProduktion GmbH mit den
geschäftsführenden
Gesellschaftern Monika Agler und Günter Moritz.
Tätig
als Autor und Produzent. Regietätigkeit für mehrere Industrie und
Imageflme.
Adolf-Grimme-Preis
Nominierung für „Rasende Leidenschaft - die Geburt eines
Autos“,
und „Vier Kriegsherren gegen Hitler - Bernard Law Montgomery“.
|
Monika
Agler, Produzentin
|
1973
in Stuttgart geboren. Nach dem Studium der Sozial Pädagogik in
Stuttgart
(Abschluss:
Dipl.Soz.-Päd. (BA)).
Tätig
als Cutterin zahlreicher Dokumentarflme für Arte, SWR, ZDF und 3 SAT.
Nominiert
für den Adolf-Grimme-Preis für „Vier Kriegsherren gegen Hitler -
Bernard
Law Montgomery“, nominiert für den bayerischen Dokumentarflmpreis
„Junger
Löwe“ im Rahmen des Bayerischen Filmpreises, für „Orte des
Erinnerns –
Stammheim“.
Spielflm „Krach im Hause Gott“.
Seit
Dezember 2005 mit Günter Moritz geschäftsführende Gesellschafterin
der
Firma:
teamWERK. Die FilmProduktion GmbH. Schnitt und Produktion von
Dokumentarflmen,
Imageflmen und Industrieflmen.
|
Heiko
Bokern, Mediengestalter
Bild & Ton
|
Simone
Auch, Medienassistentin
|
Kameramann
Cutter
|
Disposition
Produktionsassistentin
|
www.donauschwabenderfilm.de
|