|
History of New
York
Donauschwaben |
|
|
"KLICK"
BILD FÜR PDF |
Zum
Geleit
Vor fünfzig Jahren, als ein Großteil unserer Landsleute entweder in
den Vernichtungslagern schmachtete, in die Ferne verschleppt
wurde oder
auf der fast aussichtlosen Suche nach einer Bleibe waren, sammelte sich
eine Gruppe von sogenannten Alteinwanderern in Ridgewood, New York, denn
die Nachrichten von dem verheerenden Schicksal der angehörenden
Landsleute in der alten Heimat machte ihnen enorme Sorgen. Der unselige
Krieg war wohl vorbei, aber das Leiden der Donauschwaben begann und
wurde von Tag zu Tag größer und unmenschlicher. Man besann sich hier
nicht allzu lange, denn man war sich bewußt, daß nur von Amerika aus
Abhilfe geschaffen werden kann. Anfangs Mai, 1946, sammelten sich
beherzte Männer und Frauen, um die Möglichkeit zur Unterstützung der
Daheimgebliebenen zu erörtern, worauf die in der Folgezeit die so
erfolgreich wirkende Organisation "UNITED FRIENDS OF NEEDY AND
DlSPLACED PEOPLE OF YUGOSLAVIA" gegründet wurde. Der Gedanke den
Landsleuten zu helfen, sollte schnellstens in die Tat umgesetzt werden.
Es wird heute wohl kaum mehr möglich sein, alle die Namen aufzuführen,
die sich dem Sprecher Peter Max Wagner anschlossen, doch sollen
wenigstens einige genannt sein: Lukas Müller, Christian Müller, Henry
Webel, Karl Eng, Jakob Hauser, Nikolaus Becker, Fritz Dindinger.
In dieser Festschrift sollen die Taten und Erfolge des Hilfswerks
dargestellt werden, um den Nachkommen den Beweis zu liefern, wie einem
kleinen Volk durch tatkräftige Hilfe in der fatalen Nachkriegszeit
geholfen wurde, es am Leben zu erhalten und ihm den Wiederbeginn zu ermöglichen.
Gleichzeitig sollen die Beiträge nicht nur über die Hilfsbereitschaft
des Hilfswerks berichten, sondern auch den Dank der Überlebenden und
vor allem derjenigen, die nach Amerika auswanderten, darstellen, den
letztere konnten hoffungsvoll in die Zukunft schauen. Es ist nämlich
eine unumgängliche Tatsache, daß der Großteil der donauschwäbischen
Neueinwanderer nur auf das unermüdliche Schaffen von Peter Max Wagner
und seinen Mitarbeitern in den U.S.A. Fuß fassen konnten.
Franz
Sayer
WAS
IN DEN PROTOKOLLEN STEHT
Als bei Kriegsende erste Nachrichten über das Geschehen in Europa und das
Schicksal der Donauschwaben in und aus Jugoslawien bei den Landsleuten in
Amerika, insbesondere in den Vereinigten Staaten, eintrafen - wohl vor
allem in Feldpostbriefen von jungen Landsleuten, die in der USA-Armee
dienten und nach Deutschland und Österreich gekommen waren - regte sich
überall Hilfsbereitschaft. Es erwies sich, daß die Familien und
Freundschaftsbande, die Erinnerung an die heimatliche Dorfgemeinschaft,
nicht gebrochen waren sondern, nach der Unterbrechung durch den Krieg
vielmehr nach neuer Verbindung über den Ozean hin drängten. Über
Hunderte von Meilen, schrieb einer, kamen Dorfgenossen zusammen, um sich
zu besprechen. Nach Wegen und Möglichkeiten wurde gesucht, um die auf die
Straßen Geratenen zu finden, an sie heranzukommen mit Hilfe.
In Brooklyn führte solches Erwägen, (in Einzelbegegnungen seit längerem
im Gange), am 17. April 1946 zu einer Besprechung, die mit der Bildung
eines Komitees endete, das die Gründung und vereinsgesetzliche Anmeldung
eines Hilfsvereins übernahm.
Der aus Irland stammende Rechtsanwalt William Cahill, der, wie er sagte,
in seiner Nachbarschaftsarbeit auf die Rührigkeit dieser Landsleute
aufmerksam geworden war, schaltete sich ein, bereitete die Eintragung vor
und erreichte am 3. Mai 1946, dem Tag der Genehmigung durch das Oberste
Gericht des Staates New York, daß die Eintragung in das Vereinsregister
beim Staatssekretär in Albany auf den 6. Mai jenes Jahres angesetzt wurde.
Die Urkunde über die Eintragung hing im großen Raum der Geschäftsstelle
im Haus 487 Onderdonk Avenue in Brooklyn. Vorher hatte der Verein sein Büro
unter 217 Broadway, New York, seine Geschäftsstelle im Büro des Betriebs
Wagner 1623-25 Hancock Street, Brooklyn, in dem auch Fritz Dindinger
wirkte.
In den Einband des ersten Protokollbuches ist das Schreiben des New York
Staatsdepartements an den Rechtsberater William J. Cahill geheftet, wonach
mitgeteilt wird, daß die Urkunde über die Eintragung des Vereins UNITED
FRIENDS OF NEEDY AND DlSPLACED PEOPLE OF YUGOSLAVIA wunschgemäß am 6.
Mai 1946 in das Vereinsregister eingetragen worden ist. Die erste
Mitgliedsversammlung fand am 8. Mai 1946 an Fairview Avenue, Ecke Menahan
Street, statt. Geleitet wurde die Versammlung von William J. Cahill. Nach
Annahme der Satzungen wurde in den Vorstand gewählt: Präsident Peter Max
Wagner, Vizepräsidenten Nikolaus Becker und Henry Webel, Schatzmeister
Karl Eng, Hilfsschatzmeister Chris Breitwieser Sekretär Christian Müller,
Hilfssekretär Fritz Dindinger. Die Mitgliedsversammlung am 20. Mai 1946
bestätigte die Aufnahme von 72 neuen Mitgliedern und wählte fünf
Vorstandsmitglieder auf zwei und sechs auf drei Jahre. Die Gründungskosten
so wie das Honorar für den Berater wurden von den Mitgliedern des
Vorstandes persönlich getragen. Die Tätigkeit schwoll an, so daß die
Vorstandssitzung am 21. Juni 1946 beschloß, jeden dritten Mittwoch
zusammenzutreten. Wagner berichtete, daß seit dem 20. Mai $16,500.00
gesammelt wurden. Laut Sitzung vom 28. Juni 1946 waren die Spenden aus der
Mitgliedschaft bereits auf $24,043.00 gestiegen. Die Fühlungsnahme mit
anderen Hilfswerken ergab, daß Lebensmittel verzweifelt notwendig sind.
$5,000.00 wurden für den Ankauf und Versand der ersten Hilfssendungen
nach Jugoslawien bereitgestellt, und .zwar an 1. Spital Sekitsch, 2.
Kinderheim Jarek, 3. Diakonissenhaus Neuwerbas, 4. Römisch Katholisches
Pfarramt Kruschiwl-Gakowa, 5. Hospital Tscherwenka.
Am 2. Oktober 1946 beschloß der Vorstand, das Büro allabendlich für
Abgaben von Kleiderspenden offen zu halten. An die Strickereibesitzer
erging die Aufforderung Strickwaren zu spenden. Am 24. Oktober 1946 fand
im Hotel "Pennsylvania" in New York ein Essen statt, das vom
Amerikanischen Komitee für Jugoslawienhilfe, getragen von Amerikanern südslawischer
Abstammung, veranstaltet wurde, woran zehn eingeladene Vertreter des
Hilfswerks teilnahmen. Dabei wurde festgestellt, daß Hilfe aus dem
Ausland nur dann zugelassen wird, wenn die Hälfte der Spenden dem
jugoslawischen Roten Kreuz zur freien Verteilung belassen wird. Unsere
Landsleute halfen aber grundsätzlich gerne und faßten diese Auflage
nicht als Hindernis auf. In einem Schreiben bedankte sich der Präsident
der jugoslawischen Hilfsaktion Zlatko Balkovic (ein bekannter
Violinvirtuose) aufs herzlichste für diese Einstellung. In einer späteren
Sitzung teilte der Vorsitzende mit, daß die Abgesandten des Hilfswerks
bei Besuchen anderer Organisationen alle Kosten selbst übernahmen. Aus
Vereinsmitteln fand keine Erstattung statt. Selbst die Europareise von
Wagner und Müller im Herbst 1949 wurde von beiden selbst beglichen. Oft
konnte man in jener Zeit drüben hören, daß die Schränke der hiesigen
Landsleute leer wären, weil der Inhalt in Paketen über das große Wasser
in die alte Heimat verschickt wurde. Aber in den Kellern der
Privatpersonen lag das Versandmaterial, zusammen mit vielen Anschriften
bereit, um weitere Pakete schicken zu können. Einzelhilfe und
Vereinshilfe ergänzten sich.
Weil die Arbeit stark gewachsen war, beschloß man am 18. Oktober 1946 über
den Vorstand hinaus die Mitglieder zur Sammlung von Geld und Sachspenden
heranzuziehen, und unter anderem wurde eingeführt, daß Montag abends von
Rose Gassmann, Betty Kolb, Margaret Stammler und Therese Heß, Mittwoch
nachmittags von Betty Kern, Christina Kern, Katharina Thiel, Katharina
Haug und Katharina Stammler in der Geschäftsstelle Spenden
entgegengenommen und geordnet werden.
Die Aktivitäten in Brooklyn hatten natürlich weiten Widerhall. So waren
Wagner, Stammler und Ziegler im Dezember 1946 in Cleveland, wo angeregt
worden war, die Hilfeleistungen auf Rumänien auszuweiten, was jedoch
nicht geschehen konnte, denn die Satzungen beziehen sich nur auf
Jugoslawien. Ähnlich wurden auch Anfragen aus Philadelphia beantwortet.
Auch in Mansfield (Ohio) und Cincinnati (Ohio) rührte sich
Hilfsbereitschaft. Ende Dezember konnte Wagner berichten, daß von den
vorgesehenen 600 Care-Paketen bereits 350 versandt wurden. Am 9. Januar
1947 wurde dem Vorstand berichtet, daß mehrere Mitglieder die ganze
Weihnachtswoche freiwillig in der Geschäftsstelle Pakete gemacht haben.
Tag und Nacht ging die Arbeit. Hunderte von Sweaters wurden geschenkt, und
Frauen strickten Socken. Die Zahl der Care-Pakete sei auf 521 gestiegen,
dazu weitere 480 "home made" Pakete. Über 1000 sollten in einer
Woche verschickt werden.
|
Hier
werden von fleißigen Händen Pakete für die notleidenden Landsleute
verpackt.
Rechtsanwalt
Cahill,
Henry Webel und P. M. Wagner bestaunen ihre Arbeit. |
Vom Vertreter des jugoslawischen Roten Kreuzes wurde empfohlen, einen
Vertreter des Hilfswerks nach Jugoslawien zu entsenden, um sich an Ort und
Stelle über die Notlage zu informieren.
Am 17. Januar 1947 bestimmte der Vorstand, angesichts der gewachsenen
Arbeit, daß die Geschäftsstelle allabendlich für den Paketversand offen
bleibt. Vom Vorstand werden zugegen sein: Montag Nick Becker und Frank
Kern, Dienstag Christian Müller und Jakob Hauser, Mittwoch Chris
Breitwieser und Karl Eng, Donnerstag Lukas Müller und Peter Max Wagner,
Freitag Paul Stammler und Henry Webel, beziehungsweise L. Grau. Anton
Sandler wurde zum Hilfssekretär gewählt.
Aus dem Bericht vom 24. Januar 1947 geht hervor, daß neben den Care-Paketen
über 1000 eigene nach Österreich und Deutschland versandt wurden. Auch
wurde berichtet, daß vor einigen Tagen Wagner und Cahill mit dem Geiger
Balkovic (mit einer Amerikanerin verheiratet) in dessen Wohnung in New
York die Lage in den Lagern in der Heimat besprachen. Im Gespräch mit dem
Vertreter des jugoslawischen Roten Kreuzes wurde darauf gedrängt, Bestätigung
über den Empfang von Sendungen von Landsleuten in den Lagern zu erhalten.
Dem Vorstand wurde am 25. Februar 1947 ein Kassenstand von $59,156.48
gemeldet. Am 12. September 1947 erfuhr der Vorstand von seiner Aufnahme in
den Beratungsausschuß über freiwillige Auslandshilfe (Advisory Committee
on Voluntary Foreign Aid). Wagner wohnte dessen Sitzungen in Washington
regelmäßig bei (er zählte zu den älteren Vertretern). Die Fühlungnahme
in Washington wegen Zulassung der Landsleute zur Einwanderung begann. Über
die Möglichkeit der Einwanderung nach Argentinien fand ein Gespräch mit
dem zuständigen Konsul statt.
Der Vorstandsbericht vom 29. Januar 1948 besagt, daß Kleidung und
Lebensmittel im Wert von $69,480.00 versandt wurden; die enormen Kosten
der Fracht und Verpackung nicht mitgerechnet. Der Weihnachtsbasar 1947
brachte $10,117.00 ein.
Einem Schreiben des Regierungsamtes für Gruben in Kanada zufolge können
kanadische Bürger Einwanderungsbürgschaften für Verwandte
unterschreiben.
Am 1. Oktober 1947 beschloß der Vorstand, zwei Vertreter nach Europa zu
schicken, um die Situation in den Lagern zu untersuchen und dann zu
berichten. Diese Fahrt fand zwischen dem 9. September
und dem 23. Oktober 1949 statt. Ihr Ergebnis half, in weiten landsmännischen
Kreisen und Regierungsstellen in Washington und anderen Städten die Aufklärung
zu vertiefen und Verständnis für das Schicksal der Donauschwaben zu
gewinnen. Daß Brooklyn über 18,000 Hilfssendungen hinausgehen ließ, ist
sicherlich darauf zurückzuführen.
Franz
Sayer
(Nach
Franz Hamm: "Die Gute Tat"
1968)
|
Der
Vorstand vor dem Hauptquartier 487 Onderdonk Avenue, Ridgewood. |
1.
Reihe: Gertrude Schröder,
Helene Leinz, Peter Max Wagner, Hans Bundy, Therese Schoreder,
Margaret Karbiener.
2.
Reihe: Adam Herzog, Lucas Scheer, Stefan Morell, Adrian Scheubert,
Karl Korell, Henry Gerber, Philip Karbiener, Oskar Pollak.
3.
Reihe: Johann Hoffmann, Nikolaus Wagner, Dr. Nicholas Bruck,
Rechtsanwalt Cahill, Dr. Schwarz, Georg Burger.
|
|
Peter
Max Wagner
|
Peter Max Wagner, der als Präsident die Geschicke des Donauschwäbischen
Hilfswerks 20 Jahre lang mit Weitsicht und unermüdlicher Ausdauer leitete,
wurde am 4. August 1898 in Sekitsch in der Batschka geboren. Nach
entsprechender Schulbildung ist er zum Kaufmann ausgebildet worden. Die
Unsicherheit und die anfängliche Unfreiheit in den Nachfolgestaaten der
ehemaligen österreich-ungarischen Monarchie veranlaßte ihn, die Heimat
zu verlassen, und er wanderte nach Amerika, dem Land der Freiheit, aus.
In den U.S.A. brachte er es im Geschäftsleben alsbald zu Erfolg und
Ansehen. Mit seinem Schwager Fritz Dindinger schuf er in Ridgewood /
Brooklyn eine Strickerei und schloß sich außerdem mehreren deutschen
Vereinen an.
Das von ihm und Gleichgesinnten gegründete Donauschwäbische Hilfswerk
galt zunächst den in Lagern internierten Landsleuten in Jugoslawien, aber
auch den Vertriebenen in Deutschland und Österreich. Peter Max Wagner
machte aber keinen Unterschied, wenn es galt, auch andere Völkerschaften
in den Vertreibungsgebieten zu unterstützen. Seiner Vermittlung ist es zu
verdanken, daß so manche Waisenkinder in den Vereinigten Staaten
einwandern konnten, wo sie in gutgestellten Familien oft auch adoptiert
wurden.
|
Peter Max Wagner und die
Weisenkinder
|
So wurde der Name Peter Max Wagner diesseits und jenseits des Ozeans
bekannt und bald standen ihm viele Türen der staatlichen Einrichtungen
offen. Im State Department in Washington, D.C. konnte er die Zuständigen
auf die Notlage seiner Landsleute hinweisen.
Große Hilfe fand er in John Gibson, der damals Leiter der
Einwanderungsbehörde in den U.S.A. war. Nicht unerwähnt darf Wagners
Freund und Helfer, der Rechtsanwalt William Cahill, bleiben, denn durch
ihr gemeinsames auftreten erkannte man auch in Washington die großen
Probleme der Heimatvertriebenen. Bei drei Präsidenten der Vereinigten
Staaten - Truman, Eisenhower und Johnson - konnte Wagner vorsprechen und
erreichte die Einwanderungserlaubnis für viele unserer Donauschwaben.
Bald galt das Hilfswerk als eines der wirkungsvollsten in den USA.
|
Peter Max Wagner bei Präsident
Truman
|
|
Peter Max Wagner wurde
auch von Präsident Eisenhauer empfangen
|
|
Präsident L. B. Johnson
begrüßt Peter Max Wagner
|
In Würdigung aller Verdienste ist Peter Max Wagner mehrfach ausgezeichnet
worden. Die nachstehende Aufzählung ist nicht vollständig, doch seien
folgende Auszeichnungen hier festgehalten; die vom Roten Kreuz gestiftete
Dunant-Plakette, die Nansen-Medaille, das Verdienstkreuz der
Bundesrepublik Deutschland, die Adam Müller Guttenbrunn-Plakette der
Landsmannschaft der Donauschwaben, das Goldene Verdienstkreuz der österreichischen
Regierung, ein Ehrengeschenk der Stadt Salzburg u.a. Im Jahr 1964 wurde in
Kirchheim-Teck der Platz, auf dem der Pannonia-Brunnen (von Fritz Müller
erstellt) steht nach Peter Max Wagner benannt. Auch sei erwähnt, daß
Wagner im selben Jahr vom damaligen Präsidenten der Bundesrepublik
Heinrich Luebke empfangen wurde.
Viermal reiste P.M. Wagner nach Europa, wobei er zweimal zusammen mit
Lucas Müller verschiedene Lager in Deutschland und Österreich besuchte,
wo beide von den Insassen recht herzlich aufgenommen wurden. Dadurch kamen
wieder Lichtblicke in das Leben der Landsleute, die in düsteren Baracken
zusammengepfercht waren. Sogar nach Belgrad wagte sich der unerschrockene
Wagner und setzte z. B. durch, daß die Vernichtungslager wie Jarek,
Gakovo und Kruschiwl mit Mitteln zur Bekämpfung der Insektenplage
versorgt wurden.
In kurzer Zeit konnte die Organisation durch das selbstlose Verhalten der
hiesigen Landsleute, die sich damals Deutschungarn nannten, 18,000 Pakete
mit Kleidungsstücken und Lebensmitteln nach Europa verschickt werden.
Spenden kamen von vielen Seiten. Seit 1948 fanden regelmäßig sehr gut
besuchte Picknicks in Franklyn Square statt. Jedes mal war der Erlös
sehenswert, zumal ein reiches Angebot an gewinnbaren Preisen - sogar ein
Studebaker war mal zu gewinnen - die Menschen anlockte. Aber auch die
Basare, hauptsächlich zur Weihnachtszeit, füllten die Kasse, um Kleidung
und andere Artikel und auch Care-Pakete anzukaufen. Natürlich trugen die
Spenden einzelner Landsleute enorm zum Gelingen bei. Es fehlte auch nicht
an handgreiflicher Mithilfe. Man schaffte bis spät in die Nacht hinein in
der Geschäftsstelle an Onderdonk Avenue, um die Pakete schnellstens
verschicken zu können.
Bei der am 16. Dezember 1966 abgehaltenen Generalversammlung legte Peter
Max Wagner sein Amt als Präsident nieder, dies nicht nur aus
gesundheitlichen Gründen, vielmehr weil er wußte, daß er mit seinem
selbstlosen Wirken vielen Menschen geholfen hat, wieder Mensch zu sein und
sie sich selbst ihr Glück schmieden können.
Auf dem Lindenhill Friedhof in Ridgewood, Queens fand Peter Max Wagner
seine letzte Ruhe. In seiner Gedenkrede erinnerte der damalige
Bundesvorsitzende der Donauschwäbischen Landsmannschaft Christian Brücker
an die großen und bleibenden Verdienste des Heimgegangenen und sprach ihm
den herzlichsten Dank der Donauschwaben in aller Welt aus.
Seine Gattin Johanna (geboren Vorreiter) ließ ihrem Peter dort ein| würdevolles
Denkmal errichten. In ehrendem Gedenken steht davor immer wieder ein
dankbarer Donauschwabe.
Franz
Sayer
|
Hans
Bundy, Nachfolger von Peter Max Wagner
|
Donauschwabischer
Jugendverein
Jahrzehnte verstanden es die Donauschwaben im Südosten Europas ein blühendes
Kulturleben zu pflegen und zu erhalten. Weit über die Grenzen ihrer
Heimat waren sie als redliche Menschen bekannt und beliebt. Dann kam der
Krieg und ihr friedliches Leben war abgebrochen. Nicht nur die Heimat
ging verloren, sondern viele Landsleute fielen der Vernichtung zum Opfer,
während die Überlebenden in alle Weltrichtungen zerstreut wurden. Gar
manche trafen sich in Amerika, wo man versuchte, wieder Fuß zu fassen.
Auf diese Weise begegneten sich in Ridgewood junge Leute und gründeten
den "Donauschwäbischen Jugendverein“, um die Landsmännische
Geselligkeit und Freundschaft zu pflegen. Die Gründungsversammlung fand
am 6.September 1956 statt. Das erste Jahr wurde dem Aufbau einer
Tanzgruppe gewidmet, die dann auch mehreren Einladungen folgte und mit
Erfolg auftrat. Im zweiten Jahr kam eine rege Spiel- und Theatergruppe
dazu. Außerdem wurde eine schmucke Vereinsfahne eingeweiht, die den
Zusammenhalt darstellte und festigte. Im vierten Jahr wurde ein Chor
geschaffen, der aber nicht lange bestand, weil es nicht gelang,
regelrechte und zeitgemäße Singstunden abzuhalten. Mit der Erwebung
der "New Ridgewood Hall" ergaben sich neue und ausgedehnte Möglichkeiten.
Der Jugendverein beteiligte sich aktiv an der gegründeten
Aktiengesellschaft, die zum Mittelpunkt der Donauschwaben im Raume New
York wurde.
Die Tanzgruppe, die zum ersten Mal im Herbst 1956 in der Schwabenhalle
öffentlich auf trat, entwickelte sich immer mehr, trat auch im
Fernsehen auf und begeisterte unter Adam Roth bei Besuchen in Trenton,
Kitchener, Toronto, Harrisburg, Clarkstown, Philadelphia und Chicago die
Zuschauer. 1963 wurde die Kindertanzgruppe errichtet. Unter dem Ehepaar
Teschner trat diese Gruppe bei verschiedenen Veranstaltungen mehrere
Jahre hindurch auf. Auch wurden jetzt Gruppenflüge nach Deutschland
organisiert. An der alljährlichen Steubenparade an der Fifth Avenue
nahm der Verein regelmäßig teil. 1965 war die Clevelander Blaskapelle
zu Gast; sie bot ein gelungenes Abendprogramm. Auch der Besuch der
Reutlinger Tanzgruppe im Sommer 1970 war ein voller Erfolg. Nicht
vergessen sind die jährlichen Picnics und Badeausflüge an den Lake
Ronkonkoma während des Sommers.
Am 30. März 1979 wurde von den Mitgliedern einstimmig beschlossen sich
mit dem Donauschwäbischen Hilfswerk zu vereinen und einen neuen Verein zu
gründen.
Der Jugendverein wurde von folgenden Präsidenten geleitet; Erich Schmidt
(1956-58, 1962-63, 1968-69, & 1978-79); Christian Diener (1958-60);
Richard Hoffmann (1960-61), Christian Kuhner (1961-62 & 1971-72); Adam
Roth (1963-64, & 1966-67); Fritz Roth (1972-78, 1964-66 &
1967-68); Helmut Beron (1969-71).
Erich
Schmidt/Franz Sayer
Der
Zusammenschluß
Anfangs der 80-ger Jahre wurde von Seiten des Donauschwäbischen
Hilfswerks und des Donauschwäbischen Jugendvereins Überlegungen
angestellt, die beiden Organisationen zusammenzulegen, um wirkungsvoller
unsere Landsleute zu erfassen. Am 1. Dezember 1983 war es nach eingehenden
Besprechungen soweit, daß die Fusion durchgeführt werden konnte. Bei den
Regents des Staates New York in Albany wurde die notwendige staatliche
Genehmigung eingeholt, wobei besonders die Steuerfreiheit erhalten blieb.
In der Palmwood Inn in Ridgewood wurde die erste Versammlung der neuen
Organisation Donauschwäbischer Hilfs - und Jugendverein" -
abgehalten. Gewählt wurde folgendes Direktorium: Walter Eng, Adam Herzog,
George Herzog, Richard Hoffmann, Grete Karbiener, Philipp Karbiener, Fritz
Klein, Hilde Klein, Hans Krumes, Christian Kuhner, Elfriede Kuhner, Hans
Niederkorn, Adam Rom, Elisabeth Roth, Fritz Roth, Sr., Erich Schmidt,
Theresia Schröder, Hermann Teschner und Rosemarie Teschner. Den Regeln
entsprechend wurde aus diesem Direktorium der Vorstand gewählt: Adam
Roth, Präsident; Erich Schmidt, I. Vize Präsident; Walter 2. Vize Präsident;
Richard Hoffmann, 3. Vize Präsident; Elisabeth Roth, Sekretärin; Herzog,
Schatzmeister; Rosemarie Teschner, Protokoll-Sekretärin; Elfriede Kuhner,
Fi Sekretärin; Pressewart - Hans Niederkorn, Christian Kuhner und Hermann
Teschner, Buchrevisoren. In der Folgezeit entwickelte der Verein eine rege
Tätigkeit. Man beschloß, daß jeden 2. Montag im Monat (mit Ausnahme
Juli und August) eine Mitgliedsversammlung abgehalten wird.
In der Generalversammlung am 6. Dezember 1985 wurden die Aufgaben und der
Wirkungsbereich des Vereins erneut besprochen, wonach die Kultur und die
Gebräuche der alten Heimat, sowie Volksgesang und Volkstanz bewußter
gepflegt werden sollen. Ein neues Direktorium wurde gewählt, um diesen
Vorstellungen gerecht zu werden, uzw. Philipp Bohr, Hilde Eng, Walter Eng,
Adam Herzog, George Herzog, Gerda Hoffmann, Richard Hoffmann, Grete
Karbiner, Philipp Karbiener, Fritz Klein, Christian Kuhner, Elfriede
Kuhner, Hans Niederkorn, Adam Roth, Elisabeth Roth, Friedrich Roth Sr.,
Erich Schmidt und Hermann Teschner.
Satzungsgemäß wurde aus diesem Direktorium folgender Vorstand gewählt:
Hans Niederkorn, Präsident; Erich Schmidt, 1. Vizepräsident; Christian
Kuhner, 2. Vizepräsident, Richard Hoffmann, 3. Vizepräsident; George
Herzog, Sekretär; Adam Herzog, Schatzmeister; Elfriede Kuhner,
Finanzsekretärin, Adam Roth, Pressewart; Walter Eng und Hermann Teschner,
Bücherrevisoren. Zunächst sollte die
Kindertanzgruppe wieder aktiv werden, und da es zu keiner Jugendgruppe
reichte, wurde eine Seniorentanzgruppe gegründet, die auch öfters in
schmucker Tracht beim Stiftungsfest auftrat. Dieses Fest im Oktober oder
im November war jeweils der Höhepunkt des Jahres. Es wurde gründlich
vorbereitet und fand gewöhnlich in der Gottscheer Halle statt. Bei gutem
Besuch trafen sich hier die Mitglieder und Freunde der Donauschwaben zum
gemütlichen Wiedersehen. Einige Jahre wurde bei dieser Gelegenheit das
ausgeschriebene Stipendium an Donauschwäbische College-Studenten mit überdurchschnittlichen
Leistungen ausgegeben. Wegen Mangel an Interessenten und anderen
Komplikationen wurde das Programm nach vier Jahren eingestellt. Unser Frühlingsfest
im März bzw. April war schon Wochen vorher voll ausgebucht. Weniger gut
besucht war das Weihnachtsfest, das dann schließlich mit der
Dezemberversammlung zusammengelegt wurde. Mit Bussen unternahm der Verein
mehrere Fahrten, wie zum Beispiel zur 50-Jahrfeier der Vertreibung 1995
nach Cleveland oder zum Trachtenfest nach Philadelphia. 1962 flogen einige
Mitglieder zur 40-Jahrfeier der Donauschwäbischen Mustersiedlung Entre
Rios nach Brasilien.
|
Stipendiumverleihung
Hans
Niederkorn, Linda Herzog,
Kathrin
und
Heather Hoffmann, Franz Sayer
|
Um die Mitglieder auf dem Laufenden zu halten, ging ein Mitteilungsblatt
hinaus, gewöhnlich viermal im Jahr. Der Vorschlag zur Errichtung eines
Mahnmals für unsere Opfer wurde schon vor längerer Zeit gemacht, doch
erst 1995 ernsthaft erwogen, wozu ein sechsköpfiges Komitee gebildet
wurde. Zunächst sollten freiwillige Spenden der Mitglieder das Projekt
ermöglichen, doch ließ man den Plan fallen, denn man entschied, daß der
Verein alle entstehenden Kosten selbst tragen wird.
Dem derzeitigen Direktorium gehören an: Gerda Hoffmann, Richard Hoffmann,
Christian Kuhner, Elfriede Kuhner, Christine Lego, Valentin Lego, Jakob
Mitsch, Hans Niederkorn, Fritz Reif, Adam Roth, Franz Sayer, Erich
Schmidt, Mike Schroeder und Justine Wittine. Ein Drittel des Direktoriums
wird jeweils auf drei Jahre gewählt. Erich Schmidt leitet als Präsident
den Verein. Ihm stehen zur Seite: Christian Kuhner (1. Vize Präsident),
Richard Hoffman (2. Vize-Präsident), Valentin Lego (3. Vize-Präsident),
Franz Sayer (Sekretär), Justine Wittine (Schatzmeisterin), Elisabeth
Kohlheb (Protokolsekretärin), Christine l (Finanzsekretärin), Gerda
Hoffmann (Hilfssekretärin) und Hans Niederkorn (Pressewart Erich Schmidt
Präsident seit 1993
|
Derzeitiger
Vorstand
Sitzend: Gerda Hoffmann, Christine Lego, Justine
Wittine, Elisabeth Hohlheb, Elfriede Kuhner.
Stehend: Richard Hoffmann, Hans Niederkom, Jakob
Mitsch, Erich Schmidt, Franz Sayer, Michael Schroeder,Valentin
Lego, Christian Kuhner, Adam Roth.
|
Franz
Sayer
Über
den Verfasser dieser Festschrift:
Herr Franz Sayer, geb. Apatin 1917, war über 20 Jahre Direktor der
Deutschen Sprach – Schulen von New York und Umgebung. Zu Beginn seines
Wirkens hatte diese Schule ca. 25 Schüler und war nach seiner über 20 jährigen
unermüdlichen Tätigkeit in diesen Schulen auf über 700 Schüler
gestiegen.
Eine weitere Tätigkeit für die Erhaltung und Verbreitung
Donauschwäbischer Kultur war die Herausgabe der Jahreszeitschrift „Der
Schwengelbrunnen“ in Deutscher Sprache für Donauschwaben USA, welche über
Leben und Bräuche in der alten Heimat berichtete.
Aus
der Festschrift scanned und digitalisiert von
Eduard
Grünwald, Port Washington, NY, 2008
|