Landesverband der Donauschwaben, USA

 

Treffen der donauschwäbischen Kultur- und Jugendgruppenleiter in der alten Heimat

Sandra Peric

    In seiner Sitzung im Oktober 2006 in Speyer entschied sich der Weltdachverband der Donauschwaben ein Treffen für die Kultur- und Jugendgruppenleiter zu organisieren. Dieses erste internationale Treffen fand nun vom 29. Juni bis 8. Juli 2007 in Pilisvörösvar / Werischwar in Ungarn statt. Auf dem Programm standen Vorträge über die Kultur und Geschichte der Donauschwaben, ihrer Traditionen, über den Gesang, die Musik und den Tanz.

Nachdem der erste Tag von der Anreise der verschiedenen Teilnehmer geprägt war, stand an diesem Tag noch nichts auf dem Terminplan. Es war bereits eine durchaus sportliche Aufgabe für Stefan Ihas - den Organisator - die ganzen Ankünfte am Flughafen zu koordinieren. Für den einen oder anderen Teilnehmer war dies mit Wartezeit am Flughafen verbunden. Andere, die bereits den Tag zuvor angereist waren, nutzten die Gelegenheit bereits Budapest zu besuchen oder aber sich in Werischwar umzuschauen. Natürlich wurde auch die Unterkunft für die Dauer des Seminars begutachtet und die Zimmer bezogen. Unsere Bleibe für die 10 Tage war das Friedrich-Schiller-Gymnasium in Werischwar. Diese Schule ist das größte Nationalitätengymnasium in Ungarn. Da viele Schüler von ganz Ungarn in diese Schule gehen, verfügt das Gymnasium auch über ein Internat mit einer Kapazität von 75 Plätzen.


Vorbereitung für das Tanztraining

    Nach einer offiziellen Begrüßung durch Stefan Ihas, Jugendleiter Europa im Weltdachverband, folgte eine kurze Vorstellung der ca. 50 Teilnehmer. So bestand die Möglichkeit einen Eindruck zu bekommen, wer aus welchem Land in die alte Heimat gereist war. Beim anschließenden Aufwärmen für die Tanzstunde, bestand auch die Gelegenheit mit dem einen oder anderen Teilnehmer ins Gespräch zu kommen. Der Tanz war ein wesentlicher Bestandteil des ganzen Seminars, daher hatten wir fast jeden Tag eine oder manchmal sogar zwei Unterrichtseinheiten zum Thema "Tanz und Choreographie". Um die ganze Vielfalt der Tänze im Seminar unterzubringen, wurden diese Tänze von zwei verschiedenen Lehrern unterrichtet: Zum einen von Miklós Manninger. Er zeigte uns einfachere, bürgerliche Tänze. Zum anderen von Joszéf Wenczl. Bei ihm lernten wir ansprechende Choreographien.

Teilnehmer tanzen den Oberkrainer

    Am Mittag begrüßte uns der Direktor des Schiller-Gymnasiums, Dr. Zoltan Guth, und hielt uns einen kleinen Vortrag über die deutsche Schulbildung in Ungarn und die Arbeit am Schiller-Gymnasium in Werischwar. Abends bildete ein gemütliches Beisammensein im Gemeinschaftsraum des Internats den Abschluss. Aber auch dem Biergarten der Brauerei Rotburger wurde ein Besuch abgestattet. Was bereits am ersten Abend sehr positiv auffiel war, dass es keine Grüppchenbildung gab, sondern man immer mit einer größeren, bunt gemischten Gruppe unterwegs war.

    Der Sonntag begann für die Teilnehmer mit einem Gottesdienst in deutscher Sprache. Da es in Ungarn nicht immer einfach ist einen deutschen / deutschsprachigen Pfarrer zu bekommen, hörten wir die Predigt auf Ungarisch. Im Anschluss an die hl. Messe besuchten wir das Heimatmuseum von Werischwar. Hier hatte es sich die Mutter des Bürgermeisters von Werischwar zur Aufgabe gemacht, ein altes donauschwäbisches Haus wieder herzurichten und mit Erinnerungsstücken zu gestalten. Das Haus wurde grade renoviert, daher war es uns nur möglich einen Blick in die Küche und in eine kleine Stube zu werfen.

    Mit einem Vortrag zum Thema "Gesang der Deutschen in Ungarn" von Ferenc Kreisz begann der Montagmorgen. Wir erhielten ein kleines Liederbüchlein mit einigen donauschwäbischen Liedern. Diese wurden später dann auch noch zusammen gesungen. Es war die ein oder andere bekannte Melodie dabei, jedoch auch einige uns gänzlich unbekannte Lieder. So wurden zum Beispiel auch schon lange gesuchte Lieder in dem Büchlein gefunden. Am Nachmittag stand dann der Ausflug nach Budapest auf dem Programm. Unsere Reiseleitung Sandra Fuchs von der Regionaltanzgruppe aus Schambek erklärte uns einiges zur Geschichte Budapests, ehe wir bei der ersten Station am Parlament ankamen, wo uns der Abgeordnete Lazlo Keller empfing. Wir bekamen eine Führung in englischer Sprache, da doch die meisten Teilnehmer aus Amerika oder Kanada waren. Weiter ging es mit einem Besuch des Burgenviertels Buda, bevor wir uns in die Innenstadt nach Pest begaben. Von dort ging es am Abend dann auf ein Schiff. Wir bekamen die Gelegenheit Budapest von der Donau aus zu beobachten und das nächtliche Panorama zu genießen. Zurück in Werischwar wurde eine spontane Party organisiert, da sich Jenny und Mike aus Kitchener, Kanada verlobt hatten. Erst in den frühen Morgenstunden fand man den Weg zurück in die Betten.


Stefan Ihas, Sandra Fuchs und Laszlo Keller

    Am nächsten Tag durften wir einen Vortrag über die Geschichte der Donauschwaben von Ferenc Heilig hören. Dies war sehr interessant, da doch manch Kultur- und Jugendgruppenleiter gar kein Donauschwabe ist. Mit dem Referat wurde ein guter Überblick über die Geschichte vom ersten Schwabenzug über die Vertreibung bis zur heutigen Arbeit der Donauschwaben in Ungarn gegeben. Im Anschluss daran, fand eine kleine Podiumsdiskussion statt. Die verschiedenen Gruppenleiter stellten kurz ihre Arbeit in den jeweiligen Vereinen vor und sprachen auch über die Probleme in den einzelnen Gruppen. So ist es zum Beispiel in Kanada wie auch bei uns hier in Deutschland teilweise ein Problem die Kinder in den Tanzgruppen zu halten. Als großes Problem wurde auch gesehen, dass nur wenig Jüngere nachrücken, und dass die Erlebnisgeneration auch nicht jünger wird.

    Am Mittwoch stand der Besuch einer Puszta auf dem Programm. Nach einem Begrüßungsschnaps, konnten wir auf einer kleinen Rundfahrt mit der Pferdekutsche das Gelände der Puszta begutachten. Anschließend boten und die Husaren und Csikós ihre Reitkünste und ihre Künste in der Pferdedressur dar. Danach fuhren wir nach Schambek und besichtigten die Kirchenruine. Danach fuhren wir zum Haus Leimen wo wir bereits von der Schambeker Tanzgruppe erwartet wurden. Hier erfuhren wir von Sandra Fuchs einiges über die Arbeit der Gruppe und kamen auch in den Genuss einen Film über verschiedene Traditionen der Deutschen in Schambek zu sehen. Zum Abschluss dieses Tages wurden wir von der Tanzgruppe aus Leinwar erwartet. Sie hatten uns zu ihrem abschließenden Training mit Blaskapelle eingeladen. Die Gruppe verabschiedete sich am nächsten Tag zu einer Reise nach Deutschland und Dänemark. An diesem Abend hatten wir dann noch Gelegenheit selbst ein wenig das Tanzbein zu schwingen.

    Der darauf folgende Tag stand ganz im Zeichen des Tanzes. Schließlich musste für den großen Schwabenball am Freitag geübt werden. Dort sollten zwei der erlernten Tänze von den Seminar-Teilnehmern dargeboten werden. Am morgen hörten wir ein kurzes Referat über donauschwäbische Blasmusik von Janos Fodi. Am selben Tag fand auch die jährliche Sitzung des Weltdachverbandes der Donauschwaben statt. Im Laufe der vorangegangen Tage kamen immer mehr Mitglieder des Weltdachverbandes nach Werischwar. Die Runde wurde schließlich durch Josef Jerger am Mittwochabend komplettiert. Die Sitzung des Weltdachverbandes im Rahmen dieses Seminars lockte auch das ungarische Fernsehen. So wurden unsere Tanzproben gefilmt und anschließend die verschiedenen Mitglieder des Weltdachverbandes interviewt.

    Freitags dann referierte Josef Jerger, als Präsident, über die Arbeit des Weltdachverbandes der Donauschwaben und betonte wie wichtig es doch ist, dass die Jugend die Kulturarbeit fortführt. Jerger trat dafür ein, dass solche Treffen jedes zweite Jahr stattfinden sollten. Für ihn ist denkbar nicht nur in Ungarn sondern auch in Kroatien, konkret in Osijek, und in der Vojvodina/Serbien zu tagen, oder zumindest bei der nächsten Tagung, die in Südungarn stattfinden könnte, eines der Gebiete zu besuchen. Am Mittag wurden wir durch einen Vertreter des Bürgermeisters von Werischwar begrüßt und konnten uns bei einem kleinen Umtrunk stärken. Im Anschluss stand das letzte Referat mit dem Thema "Deutsche in Südosteuropa" auf dem Programm. Der Referent war Dr. Joszef Fehervari. Der Höhepunkt an diesem Abend war der große Schwabenball in der Aula des Gymnasiums. Verschiedene Gruppen kamen um uns ihre Tänze vorzuführen. Für uns spielte die Werischwarer Blaskapelle und so kamen auch wir dazu das Tanzbein zu schwingen. Die Teilnehmer kleideten sich in ihren Trachten und zum Abschluss wurden zwei von Joszef Wenczl einstudierte Tänze dargeboten, die trotz kleiner Aussetzer wunderbar geklappt haben. Die Teilnehmer ernteten von den Gästen für die Darbietung viel Applaus und zeigten spontan den Tanz "Bis bald, auf Wiederseh'n" ein zweites Mal. Viel Applaus erntete auch die Blaskapelle als sie sich mit dem letzten Lied verabschiedete. Die gute Stimmung des Schwabenballs wurde in den Gemeinschaftsraum des Internats weiter getragen und hier wurde noch bis in die frühen Morgenstunden weiter gesungen, getanzt und gelacht. Auch Joszef Wenczl ließ es sich nicht nehmen bei seinen "Schützlingen" noch einmal vorbeizuschauen.


Teilnehmer aus Deutschland


Teilnehmer aus Amerika

Teilnehmer aus Kanada

    Am Samstag hieß es bereits für die ersten Teilnehmer Lebewohl zu sagen. Schweren Herzens verabschiedeten wir uns von unseren neu gewonnenen Freunden und brachen zu unserem letzten Ausflug mit Sandra Fuchs auf. Wir besuchten das Künstlerdorf Szentendre und anschließend das Freilichtmuseum von Szentendre. Hier konnten wir die typische Bauweise und Lebensweise in einem ungarndeutschen Dorf sehen. So konnten wir zum Beispiel die Lebkuchenbäckerei sehen, aber auch die Mühle und den Brotbackofen in der Mitte des Dorfes. Im Anschluss fuhren wir weiter nach Visegrad, wo das erste Wochenende im Juli ein großer Mittelaltermarkt mit Ritterspielen stattfand. Bei einem Spaziergang über den Markt konnten wir die Sonne genießen. Bevor uns der Bus wieder einsammelte, haben wir uns noch ein Gemälde der Donauschwaben angeschaut. Dort wurde aufgemalt wie die Donauschwaben auf Ulmerschachteln von Ulm nach Plintenburg / Visegrad gereist sind. Nach dem Abendessen hatten wir noch die Gelegenheit die Kindergruppe von Schaumwar zu bestaunen, denn dort tanzen ca. 200 Kinder in verschiedenen Gruppen und tragen somit zur Erhaltung der Kultur bei. Den Abschlussabend verbrachten wir nochmals gemeinsam im Gemeinschaftsraum des Internats oder im Biergarten Rotburger.

    Dann war der letzte Tag angebrochen und es hieß Abschied nehmen von neuen Freunden. Und man ging nicht ohne das Versprechen auseinander sich bald mal wieder zu sehen, egal ob in Deutschland, Amerika, Kanada oder sonst wo auf der weiten Welt.

    Für mich persönlich waren die Tage in Werischwar ein tolles Erlebnis. Besonders gefreut habe ich mich über die Vertiefung der Kontakte nach Amerika oder aber das Knüpfen neuer Kontakte nach Kanada, aber natürlich auch über das Pflegen der Kontakte hier innerhalb Deutschlands. Es waren aber auch anstrengende Tage, da wir ein volles Programm hatten, viel gelernt, gesehen und getanzt haben. Josef Jerger erzählte uns, dass man sich bei diesem Seminar für Ungarn entschieden hatte, da man hier am Besten sehen kann was geleistet wurde um deutsche Kulturen wieder zu beleben bzw. am Leben zu erhalten. Dies gab uns auch neuen Mut und frische Ideen dies in unseren Heimatländern nicht zu vernachlässigen. Prägende Worte dieses Seminars waren für mich "Erfolg braucht das Feuer der Jugend und die Erfahrung der Alten" (Ferenc Kreisz) und "wer die Jugend hat, hat auch die Zukunft" (Josef Jerger). In diesem Sinne freue ich mich schon auf die nächsten Zusammenkünfte der donauschwäbischen Jugend - egal ob dies in der alten Heimat oder in irgendeinem anderen Land der Welt sein wird.

    Auf diesem Wege möchte ich mich auch bei den Organisatoren des Seminars bedanken: Stefan Ihas für die Organisation, Sandra Fuchs für die Reiseleitung in Ungarn, Miklos Manninger und Joszef Wenczl für die schönen Tanzstunden und auch bei allen Referenten. Außerdem gebührt auch allen Teilnehmern Dank, denn erst durch sie wurde dieses Seminar zu einer unvergesslichen Zeit.

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